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und Geschichten".
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Unbedingt
dabei zu beach- ten:
Es
ist i.d.R. kein böser Wille, kein
Nicht-Zuhören und kein Zeichen von
Ignorranz oder Mißachtung, wenn
ein AD(H)S- ler Dinge vergisst. Es
ist auch keine Faulheit, wenn
plötzlich eben noch vorhandenes
Wissen nicht abrufbar ist und man
als Dritter den Eindruck gewinnt,
er hätte nicht gelernt. Allerdings
ist Vertrauen in die Bereitschaft
des AD(H)Sler notwendig, dies
nicht als Ausrede zu nutzen!
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*Diese rechtsseitigen
Erläuter- ungen und Empfehlungen
sind persönliche Auffassungen des
Verfassers!
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"Wir leben
alle unter demselben
Himmel, aber wir haben
nicht alle denselben
Horizont."
(Konrad
Adenauer, deutscher
Bundeskanzler, 1876-1967)
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"Wenn
man sich scheinbar nichts merken
kann
oder nicht zuzuhören scheint."
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AD(H)S und das "sich
scheinbar nichts merken können":* |
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Sprüche:
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"Kannst du nicht
wenigstens einmal deine Gedanken
zusammen nehmen!"- "Du hörst nie richtig
zu, wenn dir etwas gesagt wird."- "Du
kannst dir nicht einmal das einfachste
merken." - " Da war doch noch etwas,
aber was?" - Sprüche, die
wohl jeder schon einmal gesagt oder
gehört hat. |
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Das
Empfinden:
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Es kennt sicher jeder aus
eigener Erfahrung, wie das ist, wenn
man, abgelenkt wird und dabei vergisst,
was man eigentlich wollte. Das dies
ständig möglich und aus der eigenen
inneren Organisation "praktischer Weise"
so vorbestimmt sein kann, scheint für
viele Nicht-AD(H)S-ler schwer
vorstellbar.
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Der
Unterschied:
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Ein AD(H)S-ler
konzentriert sich u.E. weitgehend nur
auf Dinge, die ihm wichtig sind, für die
eine besondere Motivation gegeben ist.
Hinzu kommt, dass dies scheibar immer
auf das aktuelle Tun, Sehen oder
augenblickliche Ereignis bezogen ist.
Längerfristige Dinge weden in der
Prioritätenliste scheinbar "automatisch"
hinten an gesetzt.
Der Unterschied
liegt u.E. in der Proritätensetzung
und Aktualität des Ereignisses und
möglicherweise auch in der Ausrichtung
seiner inneren Organisation auf
optimales Handeln im Augenblick bei
"Unterdrückung" zukünftiger, für das
augenblickliche Handeln momentan nicht
als relevant eingestufter Optionen.
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Das
Problem: |
Aktuellere Ereignisse
scheinen entscheidender für das Handeln
und Denken von AD(H)S-Betroffenen zu
sein, als zukünftige. Möglicherweise
setzt das Gehirn hier andere Prämissen
als bei Menschen ohne AD(H)S, indem es
sich auf augenblickliche
Dinge/Handlungen/Ereignisse konzentriert
und längerfristige Dinge in
unterschiedlicher Intensität und
Abrufbarkeit "abspeichert" - das
Hauptziel dabei noch eher abrufbar, die
Details nahezu komplett "verdrängt".
Hinzu kommt möglicherweise, dass der
AD(H)S-ler eher prozessorientiert
(funktional) denkt und handelt und somit
prädikativen Dingen an sich schon eine
geringere Wertigkeit zubilligt.
Die von Außen (von Dritten) auf
"Unwillen" bzw. "Unfähigkeit" oder auf
"Ablenkbarkeit" bzw. "fehlende
Merkfähigkeit" zurückgeführte Handlungs-
und Denkweise der AD(H)S-ler bereitet
regelmäßig Probleme, da es in jedem Fall
ein negatives Bild auf die Betroffnen
wirft. Hinzu kommt, dass der AD(H)S-ler
ja durchaus sich die Dinge merken möchte
und somit das Nichterreichen seines
Zieles ebenfalls als Versagen empfindet.
Zur Verdeutlichung der Poblematik stelle
man sich einen Rechner vor, der eine
gewisse Leistunsgrenze hat und somit
Entscheidungen trifft, was primär ist
und was nicht. Erfolgt nun z.B. ein
Download, dann kann es passieren, dass
andere Aktivitäten am Rechner sich
deutlich verlangsamen oder gar
augenblicklich nicht ausgeführt werde
können. Der Rechner konzentriert sich
auf das augenblickliche Download, weil
dies sonst nicht ausführbar wäre. Bei
dem AD(H)S-ler liegt möglicherweise eine
ähnliche Organisationform vor.
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Mögliche
Folgen/Erscheinungen/"Zwänge" im
Zusammenhang mit scheinbarem
Nicht-Merken-Können:*
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"Vergessen":
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Eben noch wusste man es.
Dann führte man diverse Handlungen aus,
welche nur bedingt mit der Sache zu tun
haben, oder wird durch etwas abgelenkt.
Plötzlich hat man vergessen, was man
ursprünglich wollte.
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Wie
"weggeblasen":
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Es kommt regelmäßig vor,
daß man etwas beherrscht, es mehrfach
perfekt anderen aufsagen und erklären
konnte, bei Kontrollen oder zu anderen
Anlässen aber alles "schlagartig" wie
"weggeblasen" ist und man es selbst bei
größter Anstrengung nicht einmal
schafft, auch nur die kleinsten
Rudimente davon wiederzugeben.
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Zumachen,
Blok- kaden, Unsicher- heit, Panik,
körper- liche Beschwerden:
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Das Wissen um die
zeitweiligen Probleme führen mitunter
aus einer Art inneren Panik zu einer
vollständigen Blockade der Abrufbarkeit.
Gerade bei Prüfungsituationen oder
kurzfristigem Umschalten auf neue
überraschende Situationen kann dies u.E.
auftreten. Die innere Panik kann zu
massiven körperlichen und nervlichen
Fehlreaktionen führen, welche wiederum
den Blockade-Prozess eher untermauern
als ausbremsen. Hierbei scheint die
Intensität "grundsätzlich angeeigneter
Versagensängste und -erfahrungen"
mitbestimmend für die Intensität der
inneren Panik.
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I.d.R.
vom Umfeld mißverstandene
Kompensationsak- tivitäten: |
Betroffene wissen, daß
sie Dinge/Aufgaben "vergessen" (da war
doch noch was ...) und fragen deshalb
nicht selten immer wieder nach, um
dennoch das gewünschte Resultat zu
erzielen, die gestellte Aufgabe zu
realisieren.
Man schreibt unwahrscheinlich viel auf
und versucht alles überexakt zu orden
und zu "archivieren", um es nicht zu
vergessen oder es schnell wieder "zu
rekapitulieren".
Man malt Bilder oder "Regeln", statt
vollinhaltlich mitzuschreiben, um die
"Rekonstruktion" später zu erleichtern.
Man schläft ein oder driftet mit den
Gedanken ab, wenn man nicht die
Motivation findet (Interesse), dem
Erzählten nicht in der dargebrachten
Schnelle oder Länge folgen kann (typisch
in Vorlesungen beim Studium).
Man trainiert das
Kurzzeitgedächtnis ... kann in
Kürze vielleicht sogar selbst lange
Texte auswendig lernen und perfekt
wiedergeben, "vergisst" diese aber
dennoch wieder bei Ablenkung.
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Versagen oder Fähigkeit
(?): |
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Diese
Erscheinungen/Folgen
werden vom Umfeld - und meist auch von
den Betroffenen selbst - als scheinbares
"Versagen" empfunden. |
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Aus
evolutionärer Sicht könnte dies u.E.
darauf zurück zu führen sein, dass
möglicherweise früher eine
sehr
hohe Konzentration auf das
Augenblickliche notwendig war und
deshalb eine Organisationsform
ausgeprägt wurde, die deshalb als Schutz
vor Überlastung und zur Vermeidung von
Ablenkung bei längerfristigen Dinge nur
als Hauptziel (ohne die Details)
permanent abrufbar "abspeicherte", was
unter bestimmten Lebensumständen enorme
Vorteile bieten kann. |
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In
der auf Langfristigkeit, Kontinuität und
Gleichmäßigkeit ausgerichteten heutigen
Welt kann diese "Fähigkeit" jedoch
durchaus auch hinderlich sein. |
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Gleichzeitig
scheint dies eine andere innere, auf
Zweck und Funktion ausgerichtete
Organisationsform zu sein, welche
allerdings mit der auf Abrufbarkeit
von prädikativen Fakten ausgerichteten
heutigen Welt schwer in "Einklang"
bringbar zu sein scheint.
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AD(H)S-ler
haben
"... Probleme mit der
Verarbeitung von rein
akustisch angeboten
Informationen ... . Sie
lassen sich leicht
ablenken. ....
Wenn man zu einer
'normalen' Person sagt:
'Geh doch bitte in den
Laden und kaufe eine
Flasche Milch, einen Laib
Brot und Orangensaft, und
auf dem Rückweg tanke
bitte noch das Auto auf!',
so macht sich der 'Normi'
ein geistiges Bild von
jedem Ding, während er die
Worte hört. Er stellt sich
den Laden vor, die Milch,
das Brot, den Saft und die
Tankstelle. Diese
Übereinstimmung von
verbalen Begriffen und
visuellen Objekten ist die
Grundlage eines
hervorragenden
Gedächtnisses. Aber ein
ADDler hört vielleicht nur
die Worte, ohne sich
gleichzeitig die
zugehörigen Bilder
vorzustellen, die so
lebenswichtig für das
Erinnern sind. Er fährt
zum Laden und wiederholt
immer wieder: 'Milch,
Brot, Saft, Benzin,
Milch, Brot, Saft, Benzin'
- bis ihn irgend etwas
ablenkt und er das Ganze
vergisst."
Zitat aus:
"Eine andere Art, die Welt
zu sehen" T.Hartmann
Begriffshinweis: ADD kommt
aus dem
englisch-sprachlichen Raum und ist eine
dort gebräuchliche
Bezeichnung für ADS
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